Was Ist Staunässe? Und Wie Verhindert Man Sie?

Sina

Pflanzen brauchen Wasser, um die darin befindlichen Nährstoffe über die Wurzelhaare aufnehmen und verarbeiten zu können. Doch so wichtig das Wasser ist, es kann zu viel für die Pflanze werden. In diesem Artikel erklären wir, warum man auf Staunässe beim Grow achten sollte und wie man sie verhindert.

Was ist Staunässe?

Beim Cannabis Anbau bezeichnet man als Staunässe das Phänomen, wenn überschüssiges Gießwasser im Blumentopf, im Untersetzer, oder im Übertopf bleibt und nicht abfließen kann.

Bleibt zu viel unverbrauchte Wasser in der Erde, begünstigt das die Ausbreitung von Schadbakterien und -pilzen. Diese sorgen dann dafür, dass die Wurzeln anfangen zu faulen.

Faulende Wurzeln wiederum können Nährstoffe nur schlecht aufzunehmen und weiterzuleiten. Schreitet die Fäulnis weiter voran, kann das Wurzelsystem schließlich auch die Pflanze im Boden nicht mehr ordentlich verankern. Die Pflanze steht zunehmend wacklig im Erdreich und kann schließlich umfallen (die gefürchtete bekannte Umfallkrankheit).

Staunässe erkennen

Ein besonderes Kennzeichen von Staunässe: Nach dem Gießen sehen einzelne Triebe der Pflanze welk aus und hängen kraftlos herunter.

Man darf Symptome der Staunässe nicht mit Unterwässerung oder kurzfristiger Überwässerung verwechseln. Bei Pflanzen, die entweder zu viel oder zu wenig gegossen wurden, hängt die gesamte Pflanze gleichmäßig. Klingt zwar komisch, ist aber in beiden Fällen das gleiche Anzeichen. Lässt man die Pflanze wieder etwas trocken bzw. gießt sie in ausreichender Menge, richtet sie sich wieder auf.

Was tun bei Staunässe?

Hat man einmal Staunässe festgestellt, gilt erstmal: Keine Panik! Steht das überschüssige Wasser im Untersetzer oder im Übertopf, wird dieses erstmal weggekippt.

Die Pflanze muss sofort ausgetopft werden, um die Wurzeln auf Schäden zu kontrollieren. Ja, das wird die Pflanze sehr stressen und sie möglicherweise stark beschädigen. Hier aber haben wir nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, nämlich: Stress durchs Austopfen oder (im schlimmsten Fall) Pflanzentod durch Wurzelfäule. Also entscheiden wir uns für die weniger schlimme Variante, das Austopfen.

Wenn die Wurzeln intakt sind, wird die Pflanze in neue Erde umgetopft. Wichtig ist, dass die Pflanze nach dem Umtopfen die erste Woche nur vorsichtig gegossen wird. Durch den Stress der Staunässe und zusätzlich das Umtopfen ist die Pflanze extrem angeschlagen und braucht Zeit, bis sie gesund und munter werden kann.

Austopfen – Schritt für Schritt

Man geht ähnlich vor, wie beim normalen Umtopfen der Pflanzen, denen ihr Topf zu klein geraten ist. Sprich der Wurzelballen wird aus dem Topf gehoben, vorsichtig kontrolliert, überschüssige nasse Erde verworfen und in neue Erde eingesetzt.

Man braucht:

  • Eine Folie als Unterlage. Das Ganze wird (weil nass) ein reichlich matschiges Unterfangen, und wer hinterher nicht alles putzen will, legt sich was unter. Außerdem kann in der Folie die alte Erde eingeschlagen und verworfen werden.
  • Nitrilhandschuhe
  • Neue Erde in ausreichender Menge
  • ggf. neuen Topf, wenn man es ganz „sauber“ machen möchte

Vorgehen:

  1. Topf (wenn möglich) umdrehen, leicht an den Seiten drücken, und die Pflanze samt Erdballen dann langsam und ohne zu reißen, aus dem Topf heraus nehmen.
  2. Die nasse Erde aus dem Topf am besten entsorgen.
  3. Vorsichtig die Erde, die die Wurzeln noch umgibt, etwas abschütteln (zur Not vorsichtig abstreichen, aber so zart wie bei einem frisch geschlüpften Känguru-Baby!)

Nun hat man die Wurzeln freigelegt und kann sie auf Schäden kontrollieren.

Bitte nicht auf die Idee kommen, die alte Erde zu trocknen und danach wiederzuverwenden! Die Pilze, die dafür verantwortlich sind, dass die Pflanze Wurzelfäule entwickelte, sind immer noch enthalten und warten auf die nächste Gelegenheit, ihr fieses Werk zu tun.

Schadenskontrolle

Hat man die Pflanze nun ausgetopft, gilt es eine Schadensermittlung zu beginnen. Sprich man muss herausfinden, ob und wie stark die Wurzeln der Pflanze beschädigt sind.

Nun muss man die Wurzeln inspizieren und schauen, wie sie aussehen:

  • Wurzeln sind hell, gebrochen weiß und sehen gesund aus? Sie lassen sich vorsichtig biegen und fühlen sich elastisch an, sodass sie wieder in ihre vorherige Position zurückspringen? Puh, Glück gehabt, die Wurzeln sind intakt. Die Pflanze kann umgetopft werden, um sie zu retten.
  • Wurzeln sind dunkel bis bräunlich, sehen schleimig aus? Sie lassen sich nicht verbiegen, sondern hängen wie der sprichwörtliche Schluck Wasser in der Kurve? Dann ist es zu spät. Die Pflanze ist irreparabel geschädigt und muss leider entsorgt werden.

Wurzeln intakt? Pflanze wieder in den Topf!

Die alte Erde ist nun verworfen. Die Wurzeln sehen in Ordnung aus. Also kann das Pflänzchen wieder in seinen Topf zurück, dann aber mit neuer Erde. Diese wird dann erstmal nicht gegossen, damit nicht alles da weitergeht, wo es aufgehört hat!

Durch die Staunässe und möglichen Pilz an den Wurzeln ist die Pflanze schon so gestresst. Nun wurde sie auch noch umgetopft und ist heftig mitgenommen. Sie braucht nun ein bis zwei Wochen, bis sie sich (hoffentlich) erholt.

Bis zu zwei Wochen sollte man die Pflanze nur in kleinen Mengen gießen und keinesfalls düngen! Nur so hat die Pflanze gute Chancen wieder munter zu werden und ihr Wachstum fortzusetzen.

Hat sich die Pflanze erholt und verbraucht wieder gute Mengen an Wasser, sollte man nicht wieder den gleichen Fehler begehen. Cannabis mag ohnehin leichte Trockenperioden. Deswegen sollte man die Ladies nicht zu häufig gießen. Dazu gibt es ein ganz tolles Kapitel im Anfängerguide den wirklich, wirklich, wirklich jeder gelesen haben sollte.

Wurzeln beschädigt? Pflanze entsorgen!

Sind die Wurzeln verrottet und beschädigt, muss man die Pflanze leider beerdigen. Sie würde sich beim erneuten Einsetzen nicht mehr erholen.

Staunässe hat die Pflanze gekillt, die Wurzeln sind braun und schleimig

Hier sollte man nicht verzagen und das Growing nur wegen eines einzigen missglückten Grows an den Nagel hängen. Besser ist es als eine Art Lektion zu sehen und aus den Fehlern zu lernen. Man hat nun gelernt wie es nicht geht.

Beim nächsten Grow sollte man vorab sicherstellen, dass man alles richtig macht. Mit einer passenden Vorbereitung der Töpfe und der Erde kann man Staunässe von vornherein verhindern.

Staunässe verhindern

Staunässe verhindert man schon beim Kauf der richtigen Behälter und der passenden Erde für die Pflanze. Hat man einmal das richtige Equipment, wird man Staunässe und sonstige Probleme mit dem Medium für immer verhindern.

Die Blumentöpfe sollten Drainage-Löcher im Boden haben, damit überschüssiges Wasser ausfließen kann. Die Blumenerde sollte mit Perliten versetzt sein, damit die Durchwässerung verbessert wird.

Passende Töpfe

Bei der Auswahl der Blumentöpfe sollte man darauf achten, dass sie Löcher im Boden haben. Das ist wichtig, damit beim Gießen das überschüssige Wasser ausfließen kann. Diese Löcher nennt man Drainage, und sie sind essenziell gegen Staunässe.

Hier ein Beispiel des Airpots, die besonders gut für die Anzucht geeignet sind. An der Unterseite sind lauter kleine Löcher, sodass beim Bewässern sich kein Wasser anstauen kann. Stattdessen fließt es einfach ab und landet im Untersetzer.

Unsere Top-Empfehlung sind handelsübliche quadratische Blumentöpfe aus Plastik. Sie sind super einfach in der Handhabung, extrem günstig und auch super für die Keimung geeignet.

Für die Anzucht empfehlen wir die Air Pots, da sie die Wurzeln noch stärker beschneiden und damit perfekt für die Wurzelbildung im frühen Stadium sind. Wer dagegen knapp bei Kasse ist, kann zu kleinen klassischen Plastikkübeln greifen.

Für erfahrene Grower empfehlen wir Stofftöpfe von Gronest, da sie die Wurzelbildung begünstigen und somit insgesamt für mehr Wachstum sorgen. Allerdings sind sie nicht ganz so benutzerfreundlich in Sachen Bewässerung.

Falls nicht schon dabei, sollte man passende Untersetzer dazukaufen. Alternativ tut es eine größere Pflanzschale für die gesamte Growbox Fläche.

Passende Erde

Beim Kauf der Erde sollte man darauf achten, dass ausreichender Anteil an Perliten schon mit drin ist. Diese machen die Erde fluffig und atmungsaktiv. Gleichzeitig können Perlite Wasser speichern und dann langsam abgeben, sodass Staunässe keine Chance hat.

Unsere ultimative Empfehlung ist die BioBizz Erde für einen organischen Anbau. Für die Keimung und Anzucht nimmt man den Biobizz Light Mix Erde. Für den End-Topf nimmt man den vorgedüngten BioBizz All-Mix. Passend dazu sollte man auch den organischen BioBizz Dünger kaufen.

Wer volle Kontrolle über die Nährstoffzugabe will, sollte zu einer „nicht lebendigen“ Erde greifen und mineralisch düngen. Damit sind die Nährstoffe sofort aufnahmebereit. Unsere Empfehlung ist die Plagron Grow-Mix Erde. Sie ist für drei Wochen vorgedüngt. Für die Anzucht passt dazu die Plagron Light Mix Erde.

Perlite untermischen

Will man Perlite zur Erde selber beimischen, hängt das Mischverhältnis hauptsächlich von der Düngerdosierung in Relation zum Topfvolumen ab. Sprich je höher die Dünger-Konzentration in der Erde werden soll, desto mehr Perlite sollte man untermischen.

Bei einem normalen Grow (11L oder 14L End-Töpfen mit Düngung nach Schema) empfehlen wir als Faustformel: 20 % Perlite und 80 % Erde vom Topfvolumen. Sprich, das Mischverhältnis Perlite zu Erde ist 1:4.

Plagron Lightmix mit zusätzlichen Perliten versetzt (25 % gesamt)

Extra Schicht für Drainage

Beim Umtopfen der Pflanze in den Endtopf kann man als unterste Schicht der Füllung Blähton, Sand oder Perlite verwenden. Sie alle sorgen dafür, dass Wasser nicht Ewigkeiten stehen bleibt, sondern gut abfließen kann. Erst dann kommt die Blumenerde drüber.

Das ist besonders sinnvoll bei Automatics, da sie nicht umgetopft werden dürfen. Sie werden direkt im Endtopf gekeimt und hochgezogen. Gerade in den ersten Wochen nach der Keimung ist die Staunässe-Gefahr recht hoch. Beim Gießen sackt das Wasser ab und die Wurzeln sind noch zu kurz, als dass sie es aufsaugen könnten.

Hier ein Beispiel einer extra Schicht an Perliten im Stofftopf. Das ist eine Art Versicherung, sodass Staunässe absolut keine Chance hat. Sie können das absickernde Wasser aufnehmen und speichern. Damit wird die Erde darüber nicht zu feucht, sodass keine Pilze entstehen.

Gießen – nicht zu viel!

Bei der Bewässerung der Pflanze muss man darauf achten, dass man nicht zu oft und nicht zu viel gießt. Das heißt, dass die Erde im Topf gerne trocken aussehen darf (und sich ein paar Zentimeter nach unten auch so anfühlen darf) und man nur dann gießt, wenn es wirklich nötig ist.

Dann gilt: nicht alles auf einmal, sondern schön langsam. Am besten nimmt man sich einmal die Woche Zeit, in der man sich zu seinen Pflanzen setzt, gerne auch mit einem Buch, denn das kann dauern.

Dann gießt man einen kräftigen Schluck, etwa 200 ml, pro Pflanze in den Topf. Und dann wartet man – ruhig so fünf Minuten bis zum nächsten Schluck. Hat man mehrere Pflanzen, kann man immer reihum schluckweise gießen. Dann kommt es einem nicht so langwierig vor.

Andererseits kann man sich wirklich die Zeit lassen und es als wöchentliche Auszeit zelebrieren. Dieses „meditative Gießen“ führt man so lange durch, bis aus dem Loch im Topfboden Wasser austritt. Dann hört man auf.

Weitere Varianten zum Gießen findet man auch im Anfängerguide.